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Filmabend im Zeichen der Demokratie

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Film-Abend im Zeichen der Demokratie

 

Seit einigen Monaten ist Heinz Schaaf, Vorsitzender der Kolpingsfamilie Gersthofen mit Josef Pröll wegen des Film-Abends über „Die Stille schreit“, einem Film gegen das Vergessen im Gespräch. Nach seiner Mutter Anna Pröll wurde die neu errichtete Mittelschule genannt. Während des Nazi-Regimes leistete sie als junge Frau Widerstand gegen Hitler in Augsburg. Im hohen Alter wurde ihr das Bundesverdienstkreuz verliehen. Die Stadt Augsburg ernannte sie zur Ehrenbürgerin. Ihr Sohn Josef Pröll, Jahrgang 1953, (er ist unter anderem Referent der KZ-Gedenkstätte Dachau und gibt dort Führungen) beschäftigt sich seit Langem mit der tragischen Familiengeschichte seiner Eltern während der NS-Zeit.

2014 begannen die zeitaufwändigen Recherchen über die Geschichten der jüdischen Familien Friedmann und Oberdorfer in Augsburg. Josef Pröll, Miriam Friedmann und Dr. Friedhelm Katzenmeier forschten in 32 Archiven. Über 4 Jahre dauerte die Arbeit am Film „Die Stille schreit“, der 2019 in Augsburg uraufgeführt wurde.

Josef Pröll und Miriam Friedmann, M.A., zeigten jetzt den informativen Dokumentar-Film über die beiden jüdischen Augsburger Familie im Pfarrzentrum Oscar Romero der Kolpingsfamilie Gersthofen und Gästen.

Miriam Friedmann lebte in USA und kam 2001 nach Augsburg. „Nichts erinnerte an meine Eltern. Alles war still. Doch die Stille war so laut - daher der Filmtitel“, berichtet Miriam Friedmann.

Rechtzeitig flohen Miriam Friedmanns Eltern, Elisabeth und Fritz Friedmann, in die USA. Dort kam Miriam Friedmann zur Welt und lebte dort. Ihre Großeltern Friedmann ahnten das Unheil - einen Tag vor der Deportation ins KZ nahmen sie sich mit Freunden das Leben. Ihre Großeltern Oberdorfer führten in der Augsburger Maximilianstraße eine Schirm-Manufaktur. Sie waren geachtet und angesehen in der Gesellschaft. Weil Sie Juden waren, nahmen ihnen die Nationalsozialisten alles weg, und sie wurden in Auschwitz ermordet.

„Als ich nach Augsburg kam, ging ich in die Geschäfte meiner Vorfahren - Ablehnung - „alles wurde ordnungsgemäß abgewickelt“ hieß es zum Übergang von der Oberdorfer zur Hoffmann Schirm-Manufaktur“, berichtete Miriam Friedmann. Sie betont: „Jeder ist als Mensch, ich zufällig als Jüdin geboren. Das ist wichtig für Junge gegen das Vergessen. Viele Stellen, Verwandte, Firmen, die IHK haben ihre Vergangenheit nicht aufgearbeitet. Alles wurde akribisch aufgeschrieben, darum konnten wir in den Archiven viel entdecken.“

Der Film zeigt Interviews mit Verwandten, Original-Schauplätze vor der NS-Diktatur und nach Enteignung oder Zerstörung durch den Krieg, Neuaufbau unter anderen Eigentümern. An der heutigen Kreissparkasse am Martin-Luther-Platz weist eine Gedenktafel darauf hin.

„Es war furchtbar, zu erkennen: der Weg nach Ausschwitz war von Augsburg aus eine gerade Linie. Nichts wurde dem Zufall überlassen. Seit 1935 wurden die Deportationen vorbereitet. Offiziell sagte man dazu, „die Juden wären nach Osten verreist“, sagte Josef Pröll.

Was heute durch Rechtsextremismus in Deutschland und Europa zu erleben ist, kann auch nach 90 Jahren dieses Thema nicht vergessen werden. Daher bleibt diese Thematik brandaktuell.

Im ausliegenden Faltblatt über die Filme von Josef Pröll sind Artikel 1 und 2 des Grundgesetztes der BRD über die Unantastbarkeit der Menschenwürde und das Bekenntnis des deutschen Volkes zu unverletzlichen und unveräußerlichen Menschenrechten als Grundlage … des Friedens und der Gerechtigkeit in der Welt zu lesen.

Autor: Dagmar Benz
14.03.2024
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