Bezirksverband Augsburg
im Diözesanverband Augsburg

Neue Glocken für die Wallfahrtskirche in Biberbach

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der Guss läuft in die Bahnen zur jeweiligen Glocke

Ein großer Teil der Spenderschar für die neuen Glocken der Wallfahrtskirche in Biberbach, nämlich 67 Erwachsene und 4 Kinder bzw. Jugendliche, fuhren gespannt am Freitag, 16. Februar 2024 bei gutem Wetter im großen Bus nach Neunkirchen bei Heilbronn. Das einmalige Erlebnis des Glockengießens, speziell für „ihre“ Kirche, das „Herrgöttle“, wollten sie sich auf keinen Fall entgehen lassen. Ebenso waren eine Reporterin und ein Kameramann des regionalen TV-Senders „a.tv“ anwesend.

Der Familienbetrieb Glockengießerei Bachert in Neunkirchen bei Heilbronn arbeitet seit 1725 mit großartigen Referenzen in bekannten Kirchen wie Frauenkirche, Nikolaikirche in Leipzig, Schon im 9. Jahrhundert wird ein Verfahren, Glocken zu gießen, von Theopilus beschrieben.

Nur an einem Freitag zur Todesstunde von Christus um 15 Uhr sollen nach katholischem Glauben, Glocken gegossen werden.

Während des Wartens erhielten die Kolping-Mitglieder Kaffee und Wasser von den Mitarbeiterinnen der Firma Bachert. Einige nutzten diese Zeit für Fragen ans fachkundige Personal und erhielten informative Antworten.

Im traditionellen Lehmform-Verfahren erstellen die Fachleute die individuelle Glockenform mit Krone sowie allen Verzierungen und Inschriften. Nach dem Trocknen wird die fertige Form in die Erde eingegraben. Dorthin legen die Glockengießer ein sog. Gusskanal vom Ofen, aus dem bei ca. 1100 Grad Celsius die Bronzemischung in die Glockenform im Boden fließt. Sind mehrere Glocken zu gießen, verlaufen mehrere Gusskanäle zu den eingegrabenen Formen. Die Legierung im Ofen wird mit Fichtenstangen bewegt. Schlacke wird entfernt. Alles bei hohen Temperaturen. Die Fachleute tragen Spezialanzüge und Gesichtsschutz.

Vor dem Gussvorgang sprach Biberbachs Pfarrer, Herr Dr. Lindl, mit Allen ein Vaterunser und unter Mitwirkung der Jugendlichen Fürbitten für einen guten Verlauf des Gusses der fünf Biberbacher Glocken einschließlich der Kolping-Glocke.

Die Spannung bei Allen stieg. Es geht los: Die Temperatur war erreicht. Der orange glühende Guss durfte fließen, in jede Glocke nacheinander. Jeder Kanal zu einer Glocke wurde einzeln geöffnet. Die Kolping-Glocke, finanziert aus vielen Spenden, wurde als dritte gegossen. Alle blickten auf diesen faszinierenden Vorgang vor sich am Boden. Viele knipsten Photos oder filmten. Der Kameramann von „a.tv“ nahm von allen Seiten das Geschehen auf. Sehr warm war es, seltsamer Geruch und Dampf stieg auf im Raum. Im Ofen sahen alle die züngelnden Flammen aus der Legierung.

Einmal im Fluss, ist die Kupfer und Zinn-Legierung nicht mehr zu stoppen. Die Glockenform muss in einem Arbeitsgang gegossen werden, und das alles in wenigen Minuten.

Dann gab der Firmenchef den gelungenen Verlauf bekannt, alle klatschten freudig und erlöst. Dr. Lindl stimmte mit den Anwesenden den „Kreuzhymnus“ an.

Nach gut zwei Wochen des Abkühlens und Trocknens werden die Glocken aus der Erde entnommen.

Ein Gruppenbild mit den Kindern und ihren kleinen Kolping-Bannern sowie mit dem Firmenchef und einem Mitarbeiter rundeten für die Biberbacher das einmalige Geschehen vor Ort ab.

Übrigens: Glockengießer ist ein außergewöhnlicher Lehrberuf; ein sehr seltener, da es wenige Gießereien gibt. Also ein spezieller Handwerks-Beruf.

Der Heimweg führte die Kolping-Mitglieder zum Kloster Wettenhausen bei Burgau. Pfarrer Dr. Lindl arbeitete früher einige Zeit in Burgau als Pfarrer. Daher wurde der Tag mit einer Andacht im Kloster beschlossen und einem Abendessen in der Kloster-Gaststätte „zum Goldenen Pflug“. Bereichert durch diese vielen Eindrücke und Gespräche kamen abends alle wohl behalten in Biberbach an.

Und alle warten gespannt auf Sonntag, den 15. September 2024, wenn um 10 Uhr vor der Wallfahrtskirche die feierliche Glockenweihe erfolgt. Im „Glockenfest“ am Samstag, den 21. September soll die neue, geweihte Kolping-Glocke gebührend gefeiert werden.

Autor: Dagmar Benz
16.02.2024
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Bilder

durch diese Bahnen läuft der Guss - im Hintergrund Lehmformen der nächsten Glocken

Pfarrer Dr. Lindl umgeben von Jugendlichen beim Gebet - rechts a.tv und der Chef von Bachert GmbH, Herr Wieland